Chronik

Die Geschichte der Feuerwehr Stephanskirchen e.V.


Zum Zwecke der geordneten Hilfeleistung wurden in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts überall die freiwilligen Feuerwehren gegründet. Als eine der ersten Dorffeuerwehren Bayerns wurde 1860 die freiwillige Feuerwehr Heufeld gegründet. Als zweite Feuerwehr im jetzigen Landkreis Rosenheim wurde 4 Jahre später, 1864, die Freiwillige Feuerwehr Stephanskirchen ins Leben gerufen.

Die Städte waren mit den Gründungen im Allgemeinen etwas früher daran. Diese waren ja auch durch ihre geschlossenen Bauweisen wesentlich gefährdeter als die offen gebauten Dörfer. Immer wieder, so liest man in Geschichtsbüchern, wurden ganze Städte Opfer von Feuersbrünsten, so z. B. Rosenheim in den Jahren 1469, 1542, 1641. Bereits zu dieser Zeit wurden von den Gemeinden und Städten Feuerlöschverordnungen erlassen, in denen unter anderem zu lesen war: „Jedes Gemeindemitglied muss einen ledernen oder nach Art der Bienenkörbe einen aus Stroh und Wurzeln geflochtenen, mit Pech ausgestrichenen oder von innen und außen mit guter Ölfarbe ausgestrichenen, wasserdichten Feuereimer oder sogenannten Wassertragekübel besitzen und solchen stets in guten brauchbaren Stande halten.“ Des weiteren war darin geregelt, dass durch die Kirchenglocken alarmiert wurde. Außerdem war aufgeführt wer die geretteten Gegenstände zu bewahren hatte. Trotz dieser Vorschrift waren die Löscherfolge nicht immer befriedigend. Deshalb kam man zu der Überzeugung, dass die Brandbekämpfung in organisierter Form schneller und wirkungsvoller sein könnte. Nach dem Leitsatz „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ stellten sich die Männer zur Verfügung die bereit waren sich durch regelmäßige Übungen einen besseren Ausbildungsstand anzueignen. Überall wurden daraufhin als Bürgerinitiativen die Freiwilligen Feuerwehren gegründet. Um Mensch und Tier und Hab und Gut vor Feuersbrunst zu schützen, wie es in der Chronik heißt, gründeten vor 125 Jahren Bürger unserer Gemeinde die Freiwillige Feuerwehr Stephanskirchen. An Bränden aus dieser Zeit sind uns ein Stadelbrand 1874 in Baierbach und ein Brand in Ried im selben Jahr überliefert.

1884 zählte der Verein bereits 103 Mitglieder, in diesem Jahr konnte auch das erste Gerätehaus gebaut werden. 1892 erhielt die Wehr ihre erste Fahne. Die Uniformen waren zu dieser Zeit noch lang, wie es auch die Tracht in unserer Gegend war, bevor die kurzen Joppen der Gebirgstracht zu uns kamen. 1894 konnte die erste Saug- und Druckpumpe in Betrieb genommen werden. Diese rückte 1945 das letzte mal aus, als das Löschfahrzeug nicht einsatzbereit war. Urkundlich wurde die freiwillige Feuerwehr Stephanskirchen 1899 in die Grundliste des Bayer. Landesverbandes eingetragen, dessen allerhöchster Protektor seine Königliche Hoheit, der Prinzregent Luitpold von Bayern war. Im 1. Weltkrieg verlor der Verein 23 junge aktive Mitglieder. Die erste Motortragkraftspritze wurde 1929 in den Dienst gestellt. Bauunternehmer Franz Miller, Simssee, stiftete dazu 1933 das erste Fahrzeug, Marke Kreisler. Während des 2. Weltkriegs, als viele junge Aktive ihren Kriegsdienst leisteten, war es die ältere Generation, die die Einsatzbereitschaft unserer Wehr aufrecht erhielt. Dies war sicher keine leichte Aufgabe, da man nach den Bombenangriffen auch zu Einsätzen nach München ausrücken mußte. Auch nach diesem Kriege, von dem 11 Kameraden nicht mehr zurückkehrten, war die Erfüllung der Aufgaben nicht leicht, da die Beschaffung des Materials nicht immer einfach war. Der damalige Kommandant erklärte einmal, er habe einen halben Wagen voll Torf abliefern müssen, damit er die Unterschrift auf dem Bezugsschein für 20 Liter Kraftstoff bekam. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Löschgruppe Baierbach gegründet. Mit großen Opfern wurde über dem Baierbach ein Pumphaus mit Wasserbassin gebaut. Dieser Stützpunkt war der erste, der den Zentralisierungsbestrebungen der damaligen Zeit zum Opfer fiel.

Bereits 1956 bekamen wir eine neue Tragkraftspritze „Metz TS 8/8“ die auch heute noch ihren Dienst tut. Durch sehr viel Eigenleistung der Wehrmänner konnte in den Jahren 1961/62 ein neuer Schlauchturm gebaut werden. Nachdem das alte Löschgruppenfahrzeug, ein Opel Blitz, nicht mehr zuverlässig war, wurde 1963 in Ford-Transit als Tragkraftspritzenfahrzeug in den Dienst ge stellt. 1964 wurde anlässlich der 100-Jahrfeier unsere 2. Vereinsfahne geweiht. 1974 erhielt unsere Wehr das Löschfahrzeug LF 8/8 der Marke Mercedes mit Ziegleraufbau und 1977 konnte der Aufenthaltsraum seiner Bestimmung übergeben werden.

Am 20. August 1992 erreichte uns die plötzliche Nachricht vom Tode unseres Ehrenvorstandes Peter Seidl, der nach kurzer schwerer Krankheit eine große Lücke im Verein hinterließ. Er erlebt auch nicht mehr den Neubau unseres jetzigen Feuerwehrhauses, welchen er mit großem Einsatz und Elan vorantrieb. Einen der größten Einsätze erlebten wir am 29. Juli 1996. Der „Reime Hof“ stand in Flammen und brannte bis auf die Grundmauern ab, Gott sei Dank, konnte das Wohnhaus vor den Flammen gerettet werden und es wurden keine Personen verletzt.

Im Jahre 1998 wurde unser neuer Aufenthaltsraum feierlich eingeweiht, er dient uns als seit dem „gute Stube“.

Durch das 3te Tor in unserem neuen Feuerwehrhaus erhielten wir im Jahre 2000, das vom Landkreis Rosenheim zur Verfügung gestellte UG-Öel Einsatzfahrzeug, zur Stationierung. Dieses Auto wird bei größeren Einsätzen oder Katastrophen mitalamiert und koordiniert vor Ort dann die Einsätze. Aktive Kameraden unserer Wehr wurden und werden daraufhin ausgebildet.

2001 im August wurde unsere Wehr tagelang in Waldering benötigt. Hochwasseralarm, ein ganzer Gemeindeteil stand unter Wasser. Das gleiche wiederholte sich im Jahre 2005, diesesmal in der Hofau. Bei der Jahreshauptversammlung im Mai 2003 vollzog sich ein Generationswechsel bei den Neuwahlen. Unser langjähriger Vorstand und ehemaliger Kommandant, Helmut Holzner, gab sein Amt aus Altersgründen auf. Wegen seiner Verdienste um unsere Wehr wurde er einstimmig zum Ehrenvorstand ernannt. Sein Nachfolger ist Bernhard Himmelstoß. Auch bei der Wahl zum 1ten Kommandanten gab es einen Wechsel. Josef Kloo wurde als Nachfolger von Rainer Stiglauer gewählt und sein Vertreter wurde Sebastian Sandbichler. Ihre erste große Aufgabe hatte die neue Vorstandschaft mit der Beschaffung eines neuen Löschfahrzeuges. In kürzester Zeit wurde das LF10/6 der Firma Iveco Magirus bestellt und im Juni 2004 im Werk abgeholt. Auch äußerlich tat sich etwas Neues. Als eine der letzten Feuerwehren im Landkreis wurde die alte, ausgediente Uniform in schwarz gegen die neue, dunkelblaue Uniform getauscht.

Viele der Errungenschaften konnten nur durch die Aufgeschlossenheit des Bürgermeisters mit den Gemeinderäten, durch die Spendenbereitschaft der Bürger und die Opferbereitschaft der Feuerwehrmänner geschaffen werden. Wenn diese Aufgeschlossenheit, Spendenbereitschaft, Opferbereitschaft und die Kameradschaft untereinander so bleibt, können wir beruhigt in die Zukunft sehen. Natürlich feiern wir auch gerne. Unsere traditionellen Veranstaltungen, der Feuerwehrball, der Faschingsball sowie unser Dorffest mit Nachtflohmarkt erfreuen sich großer Beliebtheit und werden sehr gut besucht.